Zur Geschichte des Festivals "Schauplätze"
Sie schien reichlich größenwahnsinnig, diese Idee, ein mehrwöchiges Festival der Fotokunst in Görlitz aufzubauen. Zwar gab es bereits seit 2001 ein Fotomuseum mit ambitionierten Ausstellungen internationaler Künstler und einen Fototreff künstlerisch aktiver Görlitzer, aber die Zahl der Engagierten war klein, die Mittel knapp, und ganz einfach war es in Görlitz noch nie, ein breites Publikum für Fotoausstellungen anzusprechen. Doch ein Festival mit mehreren Veranstaltungsorten mitten in der Stadt sollte das ändern können.
Bereits 2015 fand das erste Festival "Schauplätze" statt, organisiert von einer kleinen Gruppe von fünf bis sechs Leuten rund um das Fotomuseum, den Görlitzer Fototreff und den Förderverein Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec e.V. (FVKS), die sich ehrenamtlich und nebenberuflich um die Ausrichtung der Veranstaltung kümmerten. Es war klar, zunächst müssten Ideen geordnet und Organisationsaufgaben bewältigt werden, auf den Ruhm müssten sie noch etwas warten.
Das Görlitzer Fotomuseum in der Löbauer Straße 7 wurde Träger und Hauptveranstaltungsort. Knapp 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche, verteilt auf mehrere lichtdurchflutete Räume, boten optimale Voraussetzungen, um viel Fotokunst, darunter umfangreichere Ausstellungen, zeigen zu können.
Für das erste Festival konnten die Veranstalter außerdem die »Energiefabrik Görlitz« nutzen, eine stillgelegte Hefefabrik mit dem Charme eines früheren Industriegebäudes mit alten Kupferkesseln, Maschinenräumen und einem offenen stählernen Treppenhaus. In den Freiräumen des von endlosen Rohrschlangen dominierten Produktionsgebäudes präsentierte das Festivalteam mehrere kleinere, aber hochwertige Ausstellungen. Wegen Sicherheitsbedenken stand das Gebäude in späteren Jahren zum Bedauern von Festivalteam und Publikum nicht mehr zur Verfügung.
Die Organisatoren waren sich einig, dass sie weitermachen und mehr Menschen für Fotografie in Görlitz begeistern wollten. Auf Basis der neuen Kontakte konnten auch neue Ausstellungsräume in der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec akquiriert werden. Die Evangelische Innenstadtgemeinde ermöglichte weitere Ausstellungen, etwa in der Dreifaltigkeitskirche und Görlitzer Frauenkirche.
Neben der Vielfalt der Ausstellungen und Veranstaltungsräume wuchs auch das Begleitprogramm. Fotospaziergänge und Workshops kamen hinzu und damit der Gedanke, das Festival noch weiter in der Stadt, beiderseits der Neiße zu verankern und Nachwuchs im Bereich Fotografie anzusprechen, zu animieren und zu fördern.
Eine glückliche Fügung erlebte das Festival bereits im zweiten Jahr, indem ein Förderer von außerhalb der Stadt auf "Schauplätze" aufmerksam wurde. So konnte das Team das Programm weiter differenzieren und namhafte Künstler einladen, deren Karriere schon in den Jahren der DDR begonnen hatte, aber die inzwischen auch deutschlandweit anerkannt sind. Etwa Jürgen Matschie, Eva Mahn oder Barbara Köppe waren Künstler, die inzwischen in Görlitz ausgestellt haben.