Privatleben
Colditzer Familienporträts - 1987 – 1990
Fotografien von Gerhard Weber
Achtung Änderung: aus organisatorischen Gründen wird die Ausstellung vorerst im Hof des Fotomuseums gezeigt, Löbauer Straße 7, Görlitz.
Im Rahmen des Görlitzer Fotofestivals “Schauplätze” ist die Ausstellung vom 31.08.-22.09.2019 open air im Gründerzeit-Karree (hinter dem Fotomuseum), Bahnhofstraße 11, Mo bis So von 10:00-20:00 Uhr für Besucher geöffnet.
Die Ausstellung wird am Fr., 30. August 2019 um 18 Uhr eröffnet.
Privatleben
Die Menschen in Colditz, einer sächsischen Kleinstadt im ehemaligen Bezirk Leipzig, mit damals ca. 7 000 Einwohnern, interessierten mich schon lange. Viele kannte ich mittlerweile persönlich, besonders natürlich die Nachbarn in meiner Straße. Mein eigener Auftrag lautete: Porträts von Colditzer Familien in ihrem ganz persönlichen Lebensbereich, in ihren sozialen Verhältnissen zu fotografieren.
Auf die fotografische Umsetzung der Arbeit hatte ich mich gründlich und intensiv vorbereitet. Ich wollte ganz klassisch fotografieren: mit Stativ und der 6x6 Mittelformatkamera, mit längeren Belichtungszeiten von 1- 4 Sekunden, nur mit vorhandenem Licht und alle Aufnahmen auf Augenhöhe. Ich fotografierte überwiegend mit dem ORWO NP 22 schwarz/weiß Film.
Die Auserwählten sollten direkt in die Kamera schauen. Ich bat sie, möglichst nicht zu lachen. Ich meine, einen freundlichen Menschen erkennt man auch so. Die Langzeitbelichtung war für mich von besonderer Bedeutung. Technisch erhielt ich dadurch mehr Tiefenschärfe im Bild. Doch der allerwichtigste Aspekt war, dass die Personen sich vor der Kamera verinnerlichten, da sie länger ausharren mussten. Da geht gewohnte Posenmimik verloren und alles wird echt.
Mit den ausgewählten Leuten führte ich schon längere Zeit vorher Gespräche. Wichtige Voraussetzung für das Kennenlernen und das gegenseitige Vertrauensverhältnis. Ich schaute mir immer schon Tage vorher die Wohnverhältnisse an. Überlegte mögliche und vor allem typische Einstellungen. Stellte mir Fragen wie "Was ist das Charakteristische? Wo und wie kommt es am besten zu Geltung? Wie sind die natürlichen Lichtverhältnisse in den Räumen? Wer ist in der Familie dominant?".
Von großer Wichtigkeit war für mich natürlich, wo die entsprechenden Personen sich selbst am wohlsten fühlten: "Wo war ihr Lieblingsplatz? Wo sitzen sie gemütlich nach Feierabend zusammen? Was erscheint ihnen in ihrem persönlich Umfeld als besonders wichtig, um mit auf das Bild zu kommen?".
Für fast alle Aufnahmen legte ich mit den beteiligten Personen Termine an Samstagen mit einer Zeitvorgabe von 2 – 3 Stunden fest, denn in der DDR waren die meisten berufstätig.
Meine "Modelle" sollten sich an diesem Fototag nicht großartig verändern, aufpolieren oder schöner machen als sonst. Alles so natürlich wie möglich. So wie immer im täglichen Tagesablauf. Besonders schwierig war, die beteiligten Frauen vom Extra-Gang zum Frisör abzuhalten und eben nicht unbedingt das "Kleine Schwarze" oder die Operngala aus dem Schrank zu holen. Immer und in jeder Situation ging es mir darum, die Würde des Menschen voll zu akzeptieren und zu achten. Die Auswahl der Bilder für die Veröffentlichungen erfolgte immer nur mit Zustimmung der Abgebildeten.
3 Jahre von 1987 – 1990, bis zum Ende der DDR, arbeitete ich an diesem Projekt. Insgesamt hielt ich das Privatleben von 80 Colditzer Familien im Foto fest.
Und so ist mit meinen sozial-dokumentarischen Colditzer Familienporträts in den Wohnungen einer sächsischen Kleinstadt auch ein Stück Zeitgeschichte entstanden, welches unwiederholbar ist.
Gerhard Weber
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Gerhard Weber
Jahrgang 1940, geboren in Berlin.
Lebt und arbeitet als freischaffender Fotografiker in Grimma.
Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (1967-1971).
1964 gründete er die Grimmaer Fotogruppe
1970 bis 1986 Bildreporter der Leipziger Volkszeitung – Grimma und Wurzen
Seit 1986 freiberuflicher Fotograf im Muldental
Vielzahl von Personalausstellungen (u. a. Litauen, USA, Polen, Tschechien).
Ausstellungsbeteiligungen im In-und Ausland.
Preisträger auf nationalen und internationalen Ausstellungen.
Gerhard Weber ist ein Vertreter der „Sozial-dokumentarischen Fotografie“
Ausstellungen (Auswahl)
Im Land der Mulde - 2009
ZUHAUSE - ganz privat - 2010
LebensZeiten – Mitten im Land - 2011 - Freilichtausstellung
WasserZeichen – Hochwasserbilder von 2002 - 2012
Privatleben – 2013 Deutsches Fotomuseum Markkleeberg
Privatleben – Zu Hause ganz privat – 2014 Bitterfeld/Wolfen
Colditzer Fotografen – 2016
Colditzer Familienporträts – 2016 - Freilichtausstellung
Der andere Blick des Fotografen – 2016/2017
Akt in der DDR – 2018
Bildbände
Gerhard Weber veröffentlichte 26 Bildbände - Auswahl
„Als wär`s ein Stück von mir“ – Porzellanmanufaktur Meissen
„Die Leute im Dorf Erlln“
„Privatleben – Colditzer Familienporträts“
„Lebenszeit – Mitten im Land“
„Straße der Besten“ - Wurzen
„Im Land der Mulde – 1968 bis 2008“
Bedeutende Auszeichnungen der letzten Jahre (Auswahl)
1995 Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
2005 Heimatpreis des Muldentalkreises 2004
2007 Grimmaer Ehrenwappen , 40 Jahre Leiter des Fotovereins in Grimma
2010 1. Preis „Altern in Deutschland“ (Akademiegruppe)
2011 Ausstellungsbeteiligung „175 Jahre Leipziger Fotografie“
Museum der Bildenden Künste Leipzig
2011 „Deutscher Fotopreis“ des Deutschen Verbandes für Fotografie
2015, 2016, 2017, jeweils Preisträger „100 Bilder des Jahres“ Gesellschaft für
für Fotografie Berlin
2018 „Hauptpreis“ Landesfotoschau Sachsen, Thüringen, Sachsen Anhalt des
Deutschen Verbandes für Fotografie (DVF) in Dresden
